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Nachrichten > Kultur und Bildung

Abenteuerreise aus der DDR und wieder zurück


Klaus Müller erzählt von seiner Flucht per Segeljolle über die Ostsee. (Foto:Nolten-Casado)

(hr) (bnc) Das war wohl der bisherige Höhepunkt der Eberbacher Veranstaltungsreihe zu "1 Buch im Dreieck" (wir berichteten): Klaus Müller, dessen spektakuläre Flucht aus der DDR und seine nicht minder abenteuerliche Rückkehr hinter den Eisernen Vorhang den Stoff für F.C. Delius´ Erzählung "Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus" bildet, war vorgestern Abend leibhaftig im Vereinsheim der Rudergesellschaft Eberbach zugegen. Endlich einmal volles Haus, und nicht nur durch Quantität bekundeten die Eberbacher ihr Interesse am Thema, nein, man fragte auch eifrig nach, diskutierte fachkundig Müllers Fluchtweg per Segeljolle über die Ostsee und ließ sich durch lebendige Schilderungen des Gastes der für "Wessis" kaum vorstellbaren Zustände in der Deutschen Demokratischen Republik in Erstaunen versetzen.

Nach Grußworten von Gunter Mayer als Gastgeber im RGE-Haus und Bibliotheksleiterin Hildegard Spengel als Veranstalterin des Abends, machte sich Klaus Müller an die Schilderung seiner "Pilgerreise nach Syrakus, zu den Quellen des Abendlandes". Delius habe die Geschichte völlig wahrheitsgetreu geschrieben, bestätigt er. Nur seine Rostocker Privatsphäre habe er, auf eigenen Wunsch, künstlerisch verfremdet. Und Paul Gompitz, wie der Schriftsteller die Hauptfigur seines Buches genannt hat, ist ihm manchmal "än bissl zu softig". - "Mensch, das sollst du sein?", fragt sich da schon mal das sächsische Urgestein mit dem grimmigen Blick.
Vierzig Jahre alt war der geborene Dresdener Klaus Müller, als er 1981 den Entschluss zur Reise fasste. "Zwanzig Jahre nach dem Mauerbau, da hat´s mir gereicht mit den Demütigungen und dem eingesperrt Sein". F.C. Delius formuliert: "Er musste raus, um bleiben zu können". – "Das trifft den Nagel auf den Kopf", stimmt Müller zu. Erzählungen von Erwachsenen, die früher einmal in Italien gewesen waren, und Seumes "Spaziergang" hatten in ihm als Jugendlicher die Italiensehnsucht entfacht. Nun musste die ertrotzte Italienreise eine so perfekte Aktion werden, dass die DDR-Autoritäten blamiert wären, wenn sie auffliegen würde. Dabei musste Müller mit größter Vorsicht agieren, der geringste Fehler hätte ihn für Jahre hinter Gitter gebracht.
1994 gewährte man Müller Einsicht in seine Stasiakte. Und er zitiert für sein Eberbacher Publikum aus dem Haftbefehl, der damals wegen "schweren Grenzdurchbruchs" gegen ihn erlassen wurde, und erläutert auf einer Landkarte, wie er durch die Lücke in der Grenze schlüpfen konnte.
"Haben sie denn in Syrakus die Quellen des Abendlandes gefunden?", will jemand in der anschließenden Fragerunde wissen. "Auf dem Forum Romanum fand ich sie", wird Müller theatralisch. "Da strömte der Genius Loci in mich. Das war wie ein geistiger Orgasmus!" – "Woher wussten Sie, wo die Grenzer an der Küste saßen?", möchte ein anderer Zuhörer wissen. Er habe sie dort sitzen sehen, per Fernglas von der Fähre aus beobachtet, auf der er als Kellner arbeitete. Und er erklärt dem ungläubigen Eberbacher Segelfreund auf einer kleinen Seekarte, wo und wie der Durchbruch stattfand. "Wie nahmen Ihre Bekannten Sie nach Ihrer Rückkehr auf?", lautete eine weitere Frage. Die Freunde waren mächtig stolz auf ihn, versichert Müller. Aber das Volk neigte wohl eher zu der Meinung, "der Müller hat mit der Stasi geeiert, sonst hätte der das nicht machen können".
Heute, wo er längst alle Freiheiten des Westens genießen kann, schaut Müller gern auf sein Erlebnis von damals zurück. Denn "die Quellen des Abendlandes..., die würde ich jetzt als Tourist nicht mehr so erleben wie damals. Da war ich ein Pilger!"
Inzwischen hat sich der Ex-Ossi auch bestens mit dem westlichen Kapitalismus arrangiert, freut sich, dass aus seiner Geschichte ein Geschäft und aus Delius´ Buch ein Bestseller geworden ist. Anfang der neunziger Jahre entdeckte der Autor in der Rostocker Ostsee-Zeitung eine Briefveröffentlichung, in der Müller seine Story schilderte. Er notierte sich die Adresse aus dem Briefkopf, schrieb Müller an. Man traf sich, regelte das Geschäftliche. Sämtliche Stasiakten und Briefe stellte Müller ihm zur Verfügung. Dazu sind viele Stunden Erzählung in den "Spaziergang" eingeflossen, dessen Hintergründe Müller an diesem Abend nun zum 19. Mal in der Metropolregion vorgestellt hat.

Hier gibt es das Buch von F.C. Delius online zu kaufen:
Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus



18.03.06

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