Mit Aufklärung gegen Handy-Missbrauch

(hr) Vor wenigen Wochen war die Eberbacher Realschule auch überregional in die Schlagzeilen geraten, weil auf Handys von Schülern gewaltverherrlichende und pornografische Darstellungen und Videosequenzen kursierten. Als Folge daraus gehen die Eberbacher Schulleitungen gemeinsam mit der Kriminalpolizei nun auf die Eltern zu und laden diese zu Informationsabenden über den Handymissbrauch ein. Eine erste derartige Veranstaltung fand heute Abend am Steige-Schulzentrum statt. Weitere am Gymnasium und in der Gewerbeschule werden folgen.

Realschulleiterin Regine Sattler-Streitberg beklagte die unmenschlichen Darstellungen in den aufgetauchten Videos: "Es ist eine Katastrophe, dass solche Bilder in den Köpfen der Kinder gespeichert werden". Dass diese Gewaltvideos kein spezielles Problem der Eberbacher Realschule seien, sagte Kripo-Chef Ludwig Hillger. Durch die Möglichkeiten der grenzenlosen Datenströme handle es sich vielmehr um ein internationales Phänomen, da die Jugendlichen sich das Material aus dem Internet beschaffen könnten - zumal Gewaltvideos nicht in allen Staaten verboten seien. So habe man bei einem 16-jährigen Schüler in Eberbach auf dem heimischen PC allerlei verbotene Clips gefunden. Verbreitet werden die Filmszenen vor allem durch die Bluetooth-Funktion, also Funkübertragungen über kurze Distanzen von Handy zu Handy. Strafbar macht sich, wer das verbotene Material weitergibt. Dabei wolle die Polizei die Kinder nicht kriminalisieren sondern aufklären, betonte Hillger.
Neben den - übrigens meist durch Schauspieler gestellten - Gewaltszenen aus dem Internet gibt es auch Videos, die die Schüler selbst aufnehmen, etwa beim "Happy Slapping": spontanes Einprügeln auf Mitschüler und verteilen der dabei gefilmten Szenen. Oder das Filmen in intimen Situationen. Die Folge bei den Betroffenen können Depressionen und Einbrüche bei den schulischen Leistungen sein.
Den Eltern rieten Hillger und Sattler-Streitberg vor allem, mit den Kindern über die Gefahren und die strafrechtlichen Konsequenzen der Handy-Videos zu sprechen. Im übrigen sollten die Eltern prüfen, ob ihre Kinder überhaupt ein Handy brauchen, und wenn schon, dann sollte es eines ohne die Bluetooth-Funktion sein.

Für die nächste Zeit wollen sich die Eberbacher Schulen gemeinsam auf eine Handy-Regelung einigen. An ein generelles Verbot der Mobiltelefone an den Schulen glaubt Regine Sattler-Streitberg aber nicht. Die "Medienkompetenz" soll gestärkt werden, wie Franz Beutler vom städtischen Jugendreferat erläuterte. Hierzu soll es im Herbst an der Steigeschule eine Veranstaltung geben. Von der Polizei wird deren neuer Jugendsachbearbeiter Bernd Grimm vor allem die 6. und 7. Klassen an den Schulen über die Gefahren des Handymissbrauchs aufklären.
In den Wortmeldungen einiger Eltern wurde deutlich, dass man den gesellschaftlichen Wandel und die technischen Fortschritte nicht aufhalten kann, dass aber neben der "Medienkompetenz" vor allem auch die "moralische Kompetenz" der Eltern und der Kinder gefordert ist.

Weitere Info-Veranstaltungen zu den Gefahren des Handymissbrauchs sind am 10. April um 19 Uhr am Hohenstaufen-Gymnasium, am 11. April um 9.35 Uhr an der Theodor-Frey-Schule, und am 4. Mai um 19 Uhr an der Dr.-Weiß-Grundschule gemeinsam mit der Förderschule. Die Eltern sind zu den jeweiligen Veranstaltungen eingeladen.

03.04.06

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