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Nachrichten > Politik und Gesellschaft

Die Kunst des guten Sterbens


Dr. Martin-Christian Mautner demonstrierte in seinem Vortrag Sterbekunst nach Noten.(Foto: privat)

(bro) (bnc) Weitgehende Sprachlosigkeit angesichts von Themen wie Sterben und Tod kennzeichnen den Umgang mit dem Unausweichlichen in unserer postmodernen Gesellschaft. Es fehlen geprägte Sprachbilder, die eine Kommunikation über die "letzten Dinge" möglich machen. Doch das war nicht immer so. Auf Einladung von Hospizverein und Ökumenischem Hospizdienst Eberbach-Schönbrunn bot Dr. Martin-Christian Mautner, evangelischer Pfarrer in Wilhelmsfeld, am Mittwoch seinen Zuhörern im evangelischen Gemeindehaus einen Einblick in die "Kunst des Sterbens" der Barockzeit. In seiner Doktorarbeit hat Mautner anhand von vier Bach-Kantaten untersucht, wie sich die Theologie der Barockzeit in der Musik des Meisters widerspiegelt. "Für unsere Altvorderen gab es nichts Wichtigeres im Leben, als sich auf das Sterben vorzubereiten, um dann in Frieden gehen zu können", hat Mautner bei seinen Studien herausgefunden. Eine Flut von Büchern zur "Ars bene moriendi", zur Kunst des guten Sterbens, fand seit dem Spätmittelalter reißenden Absatz. Man stellte sich den Tod vor Augen in Form von "Totentänzen", Bildfolgen tanzender oder musizierender Skelette, die auf Kirchen- oder Friedhofsmauern gemalt wurden. Leichenpredigten und Sterbelieder in großer Auflage sollten Trost spenden, Gebrauchsgegenstände durch entsprechende Verzierung oder Bemalung zuweilen recht drastisch an die Allgegenwart des Todes erinnern. Man wollte bewusst Abschied nehmen, ein plötzlicher Tod galt als Unglück. Dabei sei die Sterbekunst jener Zeit nicht mit Todessehnsucht zu verwechseln, so der Referent. Dem Diesseits durchaus zugewandt, habe man den Blick aufs Jenseits aber nicht verdrängt. Ziel all dieser Beschäftigung mit dem Tod war es, im vollen Vertrauen auf Gott sterben zu können und sich von allem irdischen Ballast zu befreien. Als Folge der Aufklärung begann Mitte des 18. Jahrhunderts der Niedergang der Sterbekunst. Der Tod wurde zur Privatsache, der große Leichenzug durch die Stadt musste dem Begräbnis "in aller Stille" weichen. Sprachlosigkeit setzte ein, die bis in die Gegenwart spürbar ist. Da könne die Musik eine Brücke sein, um uns das Verständnis unserer Vorfahren wieder ein Stück weit zu eröffnen, so Mautner. Mit der Solo-Kantate "Ich habe genung" BWV 82 hatte er ein eindrückliches Beispiel musikalischer Sterbekunst ausgewählt. 1724 erstmals zum Fest "Mariae Reinigung" aufgeführt, nimmt das fünfsätzige Werk Bezug auf die Bibelstelle Lukas 2,29, in der der greise Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel freudig seinem Tod entgegenblickt, nachdem er den Messias gesehen hat. "Piano sempre" steht über dem Stück, Nachdenklichkeit und Ruhe prägen es. Per CD-Player erlauschten die Zuhörer die Tonrepetitionen im Bass, die wie ein Pulsschlag die Musik gleichmäßig durchströmen. Und an der Leinwand demonstrierte Mautner, wie das, was im Text vorkommt, sich optisch im Notenbild darstellt. Man erfuhr, dass jeder Ton in den Rezitativen seine Bedeutung hat, und wie J. S. Bach Welt und Jenseits, Freude und "Schlummer" lautmalerisch in Szene setzt. Nur der fünfte und letzte Satz mag irgendwie nicht in den weichen, friedvollen Charakter des Stückes passen. Ein lebhafter Tanzsatz im Dreiachteltakt will Freude auf den Tod vermitteln, auf die Befreiung aus der Not der Welt. Der Totentanz wird hier zum Himmelstanz. Und doch: Er steht in c-Moll, die Euphorie schmeckt bitter-süß.
"Ist die „Ars moriendi" von vor 300 Jahren uns nicht weit voraus?", meinte ein Mann aus dem Publikum. "Ich wäre glücklich, wenn ich mich auf meinen Tod freuen könnte." Dies wieder neu zu lernen, gehöre vielleicht zum Wichtigsten in unserem Leben, meinte Dr. Mautner. Damit die "Ars moriendi" zur "Ars vivendi", zur Lebenskunst, werden kann.

05.02.07

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