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Nachrichten > Kultur und Bildung

Junges Bläserquartett überzeugte mit musikalischen Hits


(Foto: Hubert Richter)

(hr) (khm) Vorgestern erfüllte der letzte Abend in der Reihe 60 (2008/09) der Kammerkonzerte der Eberbacher Kunstfreunde mit dem jungen Berliner "Sonic-Art"-Quartett reichlich das Versprechen der Vorankündigung, nämlich Saxophonklänge vom Feinsten zu bieten.

Ruth Velten (Sopransaxophon), Alexander Doroshkevich (Altsaxophon), Martin Posegga (Tenorsaxophon) und Annegret Schmiedl (Baritonsaxophon) widerlegten augenscheinlich und ohrenfällig mit ihren prachtvollen Instrumenten und ihrem virtuosen Musikantentum dabei auch den Werbeslogan des amerikanischen Marketingstrategen und Saxophonfabrikanten August Buescher, Saxophon sei ein Instrument “Easy to play - Easy to pay“, von dem vielleicht nur soviel richtig ist, dass das Instrument leicht zu erlernen scheint, aber es tatsächlich schwer bleibt, es richtig zu spielen.

Im Konzert wurden – nach Auswahl der Veranstalter – vor allem Bearbeitungen musikalischer Hits gespielt, wobei das Ensemble darauf Wert legte, dass man sich eigentlich mit der modernen/zeitgenössischen Originalliteratur befasse, weshalb eine der beiden Zugaben auch Movement I aus "Songs for Tony" des englischen Filmmusik- und Opernkomponisten mit tonaler Ausrichtung Michael Nyman (geb. 1944) war.

Auf dem Programm stand zuerst die Debussy-Suite (für Klavier solo) "Children´s Corner". Sie konnte bei einem Saxophon-Quartett nicht so pianistisch filigran klingen, aber an sonorer Klangwirkung waren das "Elefanten-Wiegenlied" und das lyrische Solo im "Kleinen Schafhirten" eher schöner anzuhören als im Klavieroriginal. Dass das impressionistische "Der Schnee tanzt", dessen Wiedergabe als sehr anspruchsvoll gilt, so klangmalerisch delikat gelang, wäre eines Sonderbeifalls wert gewesen. Der berühmteste Satz "Golliwogg´s Cake Walk", ein witziger Jazz-Ragtime-Vorläufer in der Konzertmusik, wurde in federnden Rhythmus und mit seinen Jazz-Synkopen in - ganz unimpressionistisch - musikantisch straffem Duktus beifallsträchtig gespielt.

Geradezu hinreißend darf man die Darbietung der vier Sätze der "Geschichte des Tangos" von Astor Piazzolla nennen, dem genialen argentinischen Komponisten und Erfinder des konzertanten "Tango nuevo". Von den vier Stufen der Tangoentwicklung nach Piazzolla war die Tango-Art von 1900 als "Molto giocoso", d.h. voller Grazie, Lebhaftigkeit, ausgelassener Musikantenlaune und vollkommener Quartettharmonie gespielt. Das Typische des Tangos wie die pulsierenden synkopischen Rhythmen, messerscharfen Betonungen, sogar glissando-artigen Stellen, die virtuose Saxophonisten auch imitieren können, vor allem die elegisch-wehmütige Solopassage – wie etwa in dem wunderbar lyrisch gelungenen "Café 1930" - stellten die Musiker gekonnt und wohlerfahren in diesem Musikgenre eindrucksvoll heraus.

Der Vortrag der frühen Komposition (1931) "Zwei Stücke für Streichquartett", in denen Schostakowitsch einen melancholischen Gedanken (Elegie) mit einem burleske tänzerischen (Polka) kontrastiert, zeigte, dass ein Saxophonquartett dem getragenen Streichquartett-Klang in Nichts nachstehen muss. Die Charakterisierung des Saxophonklangs durch Hector Berlioz, einem frühen Bewunderer des Instruments, passte hier ganz genau: Es klang "einmal tief und ruhig, dann leidenschaftlich, träumerisch, zuweilen zart wie der Hauch eines Echos“.

Den Konzertschluss bildete ein Arrangement von Saint-Saëns´ "Karneval der Tiere". Diese zoologische (Fastnachts)fantasie wurde nicht nur musiziert, sondern durch Texte von Vico von Bülow ("Loriot") jeweils vor ihren 14 Abschnitten (musikalischen Tiercharakterisierungen) humorvoll eingeleitet. Die Veranstalter hätten allerdings angesichts der Saalgröße gut daran getan, auch an Mikrofone zu denken. Nachdem die Fantasie als ein Fastnachtsspektakel in einer “Arena vor 4791 seltsam kostümierten Tieren“ angekündigt war, suggerierte der Königsmarsch samt dem bei Saxophonen besonders schaurig klingenden chromatischen Löwengebrüll den Einmarsch eben dieses Königs und seiner Sippschaft. Da Loriot offensichtlich unter Saint-Saëns´ Tieraufgebot so bekannte wie Fuchs und Katze vermisste, durfte ein Fuchs seine Füchsin gierig fragen: “Kommen jetzt die Hühner?“, und es trippelte nach Loriots Schilderung eine "fünf Meterhohe Pyramide aus 77 gut gewachsenen Hühnern" herein samt Hahn. Die Nummer “Hühner und Hahn“ erklang, vom Quartett frei nach Rameaus Hennenmotiv köstlich imitiert, mit Hennengegacker und Hahnkrähen. Nach dem virtuos schnellen Auftritt der Halb- oder Maulesel lässt Loriot einen Mehlwurm sich nach einem französischen Schildkrötenballett sehnen, dem wildesten Tanz der Zeit, dem Cancan aus Jacques Offenbachs “Orpheus in der Unterwelt“, den die Saxophone in "lähmender Langweile" zerdehnen. Eine stupende Fingerfertigkeit zeigten die Instrumentalisten bei den Stücken “Kängurus“ mit ihren hüpfenden Sprüngen, bei den sich beschleunigenden Tonleitern der “Saxophonisten“ (anstelle der originalen Pianisten) und besonders beim “Vogelhaus“, einem Bravourstück für Bläser schon im Original. Mit Kantabilität präsentierten sich die tiefen Saxophone von Martin Possegga und Annegret Schmiedl: robust im Elephantenstück und einschmeichelnd in dem durch die Choreographie der Balletttänzerin Anna Pavlova berühmtesten Stück “Der Schwan“ (im Original mit Cellosolo), nach dem die drei jungen Katzen Loriots öfter miauend fragen: “Kommt jetzt der Schwan?“ Die Klangschönheit der höheren Saxophone von Ruth Velten und Alexander Doroshkewich erlebte man im “Aquarium“, einem der klangmäßig am reizvollsten gestalteten Stücke, aber auch in den “Fossilien“, der Sammlung älterer volkstümlicher Weisen, Hits und Schlager.

Der "Grand final" der Fantasie gab sich als überschäumendes Potpourri und führte zu begeistertem nicht enden wollenden Beifall, der auch Saint-Saëns gefreut hätte, der nämlich der Nachwelt durch andere Werke und nicht (nur) durch diesen musikalischen Spaß bekannt bleiben wollte. Es gab zwei Zugaben: der schon genannte Satz von Michael Nyman und das Allegro con spirito des ungarischen Komponisten György Ligeti aus seinen "6 Bagatellen".

29.03.09

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