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Nachrichten > Kultur und Bildung

Wunsch nach Offenheit und Transparenz


(Fotos: Thomas Wilken)

(tom) Das Wort „Abwahl-Antrag“ wurde beim Hirschhorner Neujahrsempfang zwar zu keiner Zeit offen ausgesprochen. Doch es schwebte den ganzen Abend über dem evangelischen Gemeindesaal und spiegelte sich in den Äußerungen der Redner wider, die es durch die Blume des Öfteren reflektierten. Abseits der aktuellen Pfade bewegte sich Uli Spiegelberg in seinem Vortrag über die historischen Berührungspunkte zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Katholische Kirchenmusik.

Eigentlich sollte der Neujahrsempfang den Auftakt für das Festjahr „625 Jahre Stadtrechte“ und „200 Jahre Carl Langbein“ bilden. Doch die Jubiläen traten durch die kommunalpolitischen Streitigkeiten ein wenig in den Hintergrund. Ein Veranstaltungsflyer für 2016 erschien rechtzeitig und liegt nun an den üblichen Stellen wie etwa der Tourist-Info aus. Wie an einer Perlenkette reihen sich das ganze Jahr über diverse Events aneinander - mit Schwerpunkt auf der ersten Septemberhälfte (6.9. Geburtstag Langbein und 10.9. Verleihung Befestigungsrechte).

Als Hausherr begrüßte Pfarrer Jörg Awischus die Gäste - und redete ihnen mit mahnenden Worten ins Gewissen. Man stehe „unter dem Eindruck einer politischen Krise“, sagte er. Es gelte, die Positionen aufzuweichen und aufeinander zuzugehen. „Es steht etwas auf dem Spiel“, so Awischus. Er wünsche sich „Offenheit und Transparenz“, betonte der Pfarrer. Nur ein Gespräch über Grenzen hinweg „kann Verhärtungen auflösen“. Die Lösung „liegt in der Mitte“ forderte er, von Maximalpositionen abzuweichen.

„In einer Zeit, die sich eher als Unzeit zeigt“, begrüßte der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Martin Hölz die Anwesenden, allen voran den Kreisbeigeordneten Volker Buser. Schon 2015 sei nicht frei von Krisen gewesen, blickte er über den Hirschhorner Tellerrand hinaus. 2016 habe auf der Welt „nicht weniger unruhig begonnen“.

Alle hätten die Möglichkeit der Teilhabe, was auch durch das dankenswerte vielfältige ehrenamtliche Engagement in der Stadt zum Ausdruck komme. Aus Polarisierung werde Positionierung, meinte Hölz - mit der Gefahr, dass daraus eine Spaltung werde. Er äußerte sich jedoch zuversichtlich, dass man nach einer Phase der Auseinander-Setzung auch wieder zu einer „der Zusammen-Setzung“ kommen könne.

Bürgermeister Rainer Sens spannte in seiner Ansprache einen weiten Bogen. Seinen Ausführungen zufolge „war Deutschland in den letzten 1200 Jahren stets auch ein Migrationsland“. Die Herausforderung der Flüchtlingsintegration könne man mit denen leisten, die hier seien, sagte er. Was ihm aber Sorge mache, „ist die organisatorische Herausforderung“. Wer besser vorbereitet sein wolle, dürfe im öffentlichen Sektor nicht nur kürzen. Die bisherige lokale Strategie der Unterbringung von Flüchtlingen „ist voll aufgegangen“, sagte der Rathauschef. „Nicht, dass es überhaupt keine Probleme gäbe“, denn die Flüchtlinge seien so vielfältig wie die normale Einwohnerschaft. Er kündigte an, dass bis Ende März bis zu 37 neue Personen nach Hirschhorn kämen. „Das zu organisieren ist nicht mit dem kleinen Finger erledigt.“

Sens ging daneben auf die Schnelllebigkeit im Internet-Zeitalter und den Wettbewerb um die beste Quote in den Medien ein. Schlechte Nachrichten und Gerüchte verbreiteten sich ohne Blick auf ihre Qualität rasend schnell. Die Sorgfältigkeit bleibe dabei auf der Strecke. Doch „es hilft nichts, da müssen wir durch“.

Das Land Hessen saniere seinen Haushalt nach wie vor auf Kosten der Kommunen, führte das Stadtoberhaupt aus. Und die könnten nichts anders, „als an ihre Bürger weiterzugeben“. Dieser Frust darüber könne jedoch nicht dazu führen, „Sündenböcke zu suchen“. Die meisten fatalen Entscheidungen, die heute den städtischen Haushalt belasteten, „sind 20 Jahre und älter“.

„Ein Rückblick kann auch ein Ausblick sein“, meinte Ulrich Spiegelberg einleitend zu seinem Vortrag über die früheren Berührungspunkte zwischen Hirschhorn und Neckarsteinach. Herrschaftlich, sagte der Vorsitzende der Langbein-Freunde, seien beide Städte trotz der Nachbarschaft erst einmal getrennte Wege gegangen. Das habe an der jeweiligen Zuständigkeit der Kloster Worms und Lorsch gelegen.

Die frühere Erwähnung Hirschhorns mit Ersheim im Jahr 773 sei auf die Bestrebungen der Lorscher zurückzuführen, ihren Herrschaftsbereich auszudehnen. Richteten sich diese Richtung Igelsbach oder Unter-Schönmattenwag, so richteten die Steinacher Ritter später ihren Blick gen Heddesbach. Eine mögliche erste Verbindung der beiden Geschlechter machte er durch einen Johann aus, der in beiden Stammbäumen auftauche.

Apropos Namen: Spiegelberg notierte amüsiert das inflationäre Vorkommen von Konrad und Bligger in Neckarsteinach, das eine Zuordnung oftmals schwierig mache. Die Hirschhorner hätten durch geschickte Heiratspolitik versucht, ihren Herrschaftsbereich auszudehnen, erläuterte er. Aber: „Die Steinacher Töchter waren nicht interessant. Die hatten wohl zu wenig Geld“, meinte der Fachmann unter dem Schmunzeln der Zuhörer.

Andersrum wiederum funktionierte es: Gegen Ende des Mittelalters heirateten Hirschhorner Töchter Landschaden von Neckarsteinach. Was aber auch nicht mehr viel brachte: Beide Geschlechter starben im 16. und 17. Jahrhundert aus. Auf der Mittelburg seien die Hirschhorner besitzmäßig immer vertreten gewesen, erklärte er. Dies komme auch durch ein Wappen in einem Neckarsteinacher Kirchenfenster zum Ausdruck. Erst durch den Tausch mit Brombach 1536 habe sich dies erledigt.

Mit Blick auf 625 Jahre Stadtrechte sagte Spiegelberg, dass der Bau der Stadtmauer nach dem am 10. September 1391 erteilten Befestigungsrecht durch eine Getränkesteuer finanziert worden. „Man kann auch sagen, dass sich die Hirschhorner ihre Stadtmauer quasi ersoffen haben“, sagte er lächend. In Neckarsteinach hätten diese Prozesse alle etwas später eingesetzt. Erschwerend sei die geteilte Herrschaft über den Ort von Worms und Kurpfalz hinzugekommen.

Spiegelberg führte an, dass es auch in der Kirchengeschichte der beiden Städte so manche Parallele gebe. Neckarsteinach sei Zufluchtskirche für die evangelischen Christen Hirschhorns gewesen, während von den Hirschhorner Karmelitern die katholische Gemeinde wieder aufgebaut worden sei. Interessanterweise hätten sich erst kürzlich die beiden katholischen Gemeinde zu einer im hessischen Neckartal zusammengeschlossen.

„Fünf Monate lange gehörte die Hälfte Neckarsteinachs schon einmal zu Baden“, machte er weitere aktuelle Anklänge aus. Allerdings war dies Ende 1802/1803, im Zuge der Neugliederung durch Napoleon. Durch Gebietstausch fiel dann ganz Neckarsteinach an Hessen. Und heute? Von Errungenschaften in der Zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie Forstamt, Landratsamt oder Amtsgericht sei nichts mehr geblieben, sagte Spiegelberg.

25.01.16

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