28.03.2024

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Die musikalische Reise zu zweit begeisterte


(Foto: Christina Lechner)

(bro) (fvk) Im "AusKlang"-Konzert in der Hirschhorner Klosterkirche am ersten Septembermittwoch nahmen die beiden Violinistinnen Beatrice Calini und Elena Bonandrini ihre Zuhörer mit auf eine musikalische Reise. Den Auftakt machten sie mit zwei Duetten von Reinhold Glière, dessen Name alleine schon eine kleine Europareise mit sich bringt: Ein russischer Komponist mit deutschem Vor- und französischem Zunamen, der sich bestens auf der Violine auskannte und unverkennbar für die Violine komponierte.

Glière war selbst ein brillanter Geiger und studierte in Kiew, später vervollkommnete er seine Ausbildung durch ein Dirigentenstudium in Berlin. Er verband die nationalrussische Schule mit dem neu aufkommenden Impressionismus. Was für ein Auftakt. Die Interpretinnen, eingespielt und perfekt aufeinander abgestimmt, spielten wie aus einem Guss. Es war eine Freude, ihnen zuzuhören.

Nun ging die Reise zunächst solo weiter. In einem Violinkonzert darf natürlich Johann Sebastian Bach nicht fehlen. Selbst passionierter Geiger, hat er bei seinen Sonaten eine effektreiche Klangrede komponiert, deren Verzierungen er bis auf das kleinste Detail ausführte. Elena Bonandrini meisterte die äußerst anspruchsvolle Sonata Nr. 1 virtuosa, die auf- und absteigenden Läufe, die zahlreichen Triller und all die Doppelgriffe hinreißend. Beim zweiten Satz, der Fuga, konnte man kaum glauben, dass all diese polyphonen Klänge von einer Geige erzeugt werden. Die Zuhörer dankten der fantastischen Darbietung mit einem langanhaltenden Applaus.

Beatrice Calini spielte nun zwei Sätze aus der Sonate Nr. 4 des belgischen Dirigenten und Geigers Eugéne Yasaye. Yasaye widmete jede seiner Sonaten einem berühmten Geiger, die Sonate dieses Abends war Fritz Kreisler gewidmet. Kreisler war mit sieben Jahren das jüngste Wunderkind, das jemals im Wiener Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde aufgenommen wurde und galt zeit seines Lebens als genialer wie umstrittener Komponist. Er hat für die Geige eine spezielle warme Tongebung entwickelt. Ein Geniestreich des Komponisten, ihm ein Stück zu widmen und sich damit auf Augenhöhe des Verehrten zu begeben. Auf Augenhöhe war auch die Interpretin, die dieses anspruchsvolle und mit schwierigen Bogen- und Handtechniken gespickte Werk scheinbar mühelos meisterte. Das Publikum war begeistert.

Weiter ging die musikalische Reise mit einem kroatischen Komponisten: Boris Papandopuli. In seinem Monolog verbindet er Elemente der kroatischen Volksmusik mit der Zwölftonmusik und stellt dabei höchste Anforderungen an die Violinisten. Kein Problem für Elena Bonandrini, sie überzeugte mit leidenschaftlichem und souveränem Spiel und zog das Publikum komplett in ihren Bann.

Dann war es so weit: Paganini. Es hieß anschnallen und festhalten. Beatrice Calini spielte das berühmte Capriccio Nr 24, es war sozusagen die letzte Laune des berühmten Teufelsgeigers Nicolo Paganini. Dieses Werk gilt als eines der schwierigsten Stücke für Solovioline. Immer wenn der gespannte Zuhörer dachte, es sei nun wirklich keine Steigerung mehr möglich, setzt Paganinis Komposition noch eine Schwierigkeit drauf. Der Fingertechnik wird alles abverlangt, es wimmelt von parallelen Oktaven, Verschiebungen von Intervallen, Pizzicato und Doppelgriffen. Zur Freude beim Zuhören gesellte sich Faszination angesichts dieser meisterhaften Darbietung. Beatrice Calini hielt die atemberaubende Geschwindigkeit und verlor dabei trotz der hohen technischen Anforderungen nie an Leichtigkeit.

Gemeinsam haben sie begonnen, gemeinsam beendeten die beiden Künstlerinnen dieses außergewöhnliche und anspruchsvolle Konzert mit Bela Bartoks fünf Duetten für zwei Violinen. Die Darbietung war, wie man sich das Ende einer Reise vorstellte, stimmungsvoll. Es gab Anklänge ungarischer Volksmusik, temperamentvoll gespielt, mit geworfenen Bogen und offensichtliche Spielfreude bei den Violinistinnen. Das begeisterte Publikum entließ die Künstlerinnen erst nach einer Zugabe und zeigte sich mit anhaltendem Applaus dankbar für einen anspruchsvollen und virtuosen Musikabend – dem vorletzten Konzert der "AusKlang"-Reihe 2021.

13.09.21

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